Bingin und Canggu, Bali, 30.6. – 9.7.
Mit Lenny wollten wir eigentlich nocheinmal richtig surfen gehen, bis an die Grenzen und Bali gebührend verabschieden. Aber Bali wollte das nicht. Die Insel der Götter und Dämonen zeigte sich von ihrer garstigen Seite. Der große Wellengenerator wurde ausgestellt und auch jegliche Beschwörungstänze oder Opfergaben nicht von Neptun erhöhrt. Das Meer blieb größtenteils flach wie eine Flunder. Einzig an den ersten paar Tagen gab es noch ein kurzes Aufbäumen. Saubere Sets aufgereit wie an einer Perlschnur liefen in die Bucht von Bingin. Nach zögerlichen Diskussion (Bali macht schliesslich extrem faul) machten wir uns auf den weiten Weg nach Impossibles. Man paddelt 20 minuten, doch eigentlich hat es sich auch immer gelohnt. Nicht so diesmal. Erste Welle, erster Sturz, und gleich einer mit Nebenwirkungen. Mein Board fing meinen fallenden Körper auf und meine stählernden Armmuskeln brachen die Finne aus dem Tail. Session beendet und der nächste Tag gleich auch für Doktor Ding reserviert.
Mit dem freien Tag konnte man dann auch endlich die ganzen Dinge tun, die man immer aufgeschoben hat. Haareschneiden, massieren lassen, Filme gucken, gut Essen gehen und die Seele etwas baumeln lassen.
Tage später, nach erfolgreicher Behandlung durch Doktor Ding, entschieden wir uns nochmal nach Canggu zu fahren. Der Swell ist dort hoffentlich größer und falls nicht, ist es wenigstens schoen gemuetlich in Putus Guesthouse. Tabea hat noch einen Strandtag in Bingin eingelegt. Ich bin mit Lenny schonmal vorgefahren. Zwei Typen mit zwei Boardbags, zwei Backpackerrucksäcke und zwei Umhaengetaschen. Das muss doch auf einen kleinen Roller irgendwie raufpassen. Wir haben schon fünfkopfige Familien auf einrädigen Scootern gesehen und wenn die Balinesen das können kanns ja so schwer nicht sein. Es klappte mit Biegen und Brechen. Jedes kleinste Schlagloch beulte unsere Felgen etwas mehr ein und nach einem kleinen Sturz beim Tanken waren wenigstens alle Klamotten in der Satteltasche ordentlich in Benzin getränkt. Die beiden übereinandergetürmten Boards boten dem Wind eine perfekte Angriffsfläche und uns fehlte jeglicher Bewegungsspielraum aufgrund von Platzmangel, sodass es manchmal schwierig fiel den Roller in der Spur zu halten. Besonders wenn man zu langsam fuhr. Augen zu und durch.
Auch wenn die Fahrt länger dauerte als angenommen, so erreichten wir doch unser Ziel wohlaufauf und voller Unternehmenslust und Enthusiasmus. Ab in die Wellen, dachten wir mal wieder, doch es war wie verhext. Der Wind hatte orkanartige Züge angenommen, es waren mehr Kiter als Surfer am Strand. Lenny blieb auch den Beweis seiner Kitesurfskillz schuldig, und die verblasenen Wellen waren sonst wahrlich nicht surfbar. Neuer Plan: Strand und Bier. Der Rest kommt von selbst. Und er kam: Mal wieder zeigte sich die Insel von ihrer dämonischen Seite, diesmal in Gestalt eines Schmuckverkäufers am Strand. Wir lehnten wie immer dankend ab, doch dieser Sturkopf liess nicht locker und setzte sich neben uns auf die Treppen. Nachdem er bemerkte das Schmuck bei uns nicht zog, bemühte er sich uns alles andere zu verkaufen, von Mushrooms über Surflessons. Und mit einer Sache hatte er uns dann doch am Kragen: „I have Henna colour, i can paint dick on your chest, last only 2 week.“
Es brauchte lange Überredungskunst meinerseits, doch Lenny liess sich 2 Bier später darauf ein. Unter der Voraussetzung, dass ich zahle. Es war mir eine Ehre. Besonders, da ich kein Geld dabeihatte. Wir verschändelten nicht seine Brust, aber dafür seinen Oberschenkel mit einem Motiv, dass nicht jugendfrei, dafür aber moralisch umso verwerflicher ist. Man muss es mindestens eine halbe Stunde in der Sonne trocknen lassen, damit es nicht verschmiert, also saßen wir fest am Old Mans, um uns herum Touristen und Locals, manche staunend, manche lachend, viele herablassend den Kopf schüttelnd. Lenny rächte sich indem er dem Verkäufer noch die Henna Farbe abkaufte, damit er uns in den nächsten Tagen auch noch hier und dort verunstalten konnte.
Die Tage vergingen mit kleinen Wellen, vielen Filmen im Bett, Sudoku, Skat, Indo Breakfast (gekochter Reis mit geräuchertem Huhn und Chillies in Zeitung eingerollt) am Strand und jeder Menge Nasi Campur. Kleine Shoppingtouren und und ein paar witzige Surfsession gabs es dann schon noch, und wir liessen es uns gutgehen. Doch man merkte schon lange, die Hauptsaison ist angebrochen, und die Insel quoll über von Touristen. Die Preise verdoppelten sich an Tankstellen, Homestays und Restaurants. Und das Lineup füllte sich mit haufenweise Arschlöchern.
Die Zeit war schön, und ich will nichts missen, aber falls ich zurückkehren sollte nach Indonesien oder ins Besondere nach Bali, dann ganz bestimmt nie mehr während der Hauptsaison. Der Abschied von Lenny war wie gewohnt in voller Hetze morgens um 6, bevor wir zum Flughafen fuhren. Ich hoffe du hast deinem Weg nach Sumbawa gefunden und deine Henna Hautexzeme erholen sich auch wieder. Freue mich auf ein Wiedersehen im Schnee der Alpen oder Wellen der Nordsee. Bis dahin, lass dich vom Wind leiten, pass auf, dass du nicht unter die Räder kommst und geniess irre Tage in Irland.
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