Die Minen von Potosi, einer der haertesten Jobs der Welt

Mit dem Bus ging es von Uyuni ab nach Potosi. Zu Beginn waren wir uns nicht sicher, ob wir überhaupt diese Stadt besichtigen sollten bzw. wollten. Auch die bescheidene Anreise machte unsere Entscheidungsfindung nicht leichter. Obwohl die Fahrt für bolivianische Verhältnisse nicht lange dauerte (4h), strapazierte sie meine Nerven durch sich übergebende Insassen, die das Erbrochene ignorieren, ohrenbetäubend lauter Panflöten-Mukke, gefühlte 40Grad ohne Luftdurchzug sowie nach Urin stinkenden Rastplätze. Ich hatte einfach keine Lust, länger mit dem Bus zu fahren und Leifs von Höhenkrankheit geplagter Kopf brauchte dringend eine Pause und von dem her entschieden wir uns, eine Nacht in der höchsten Stadt der Welt zu verbringen.

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Potosi liegt auf ca. 4.100m und verdankt ihren Namen des Cerro Rico (Der Reiche Berg), dem die Stadt überragenden Berg. Dieser Berg ist gleichzeitig Fluch und Segen für die Stadt. Einst im 15Jh. war Potosi die Reichste und eine der größten Städte der Welt. Unter spanischer Herrschaft wurden die Indios versklavt und zum Silberschürfen im Cerro Rico verdammt. Die Arbeitsbedingungen waren sicherlich noch schlimmer als heute, die Arbeiten bleiben bis zu 4 Monaten unter Tage und verschafften den spanischen Herrschern den ungeheuren Reichtum, der ihre gesamten Kreuzzüge finanzierte. Es wird gesagt, dass man mit dem gesamtem Silber, welches in dieser Zeit von den versklavten Incas geschürft wurde, eine Brücke aus purem Silber von Potosi bis nach Spanien hätte bauen können. Gleichzeitig hätte man eine zweite Brücke bauen können, auch von Potosi bis aufs spanische Festland, diesmal aus den Knochen der 3 Mio. Incas, die innerhalb der Minen ihr Leben liessen.

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Inzwischen hat die Stadt den Glanz ihrer alten Tage verloren und der Berg trohnt über ihr, einem Mahnmal gleich. Der Puls der Stadt schlägt jedoch weiterhin im Gleichklang mit dem Hämmern und den Dynamitexplosionen in den Minen. Die Mineros arbeiten inzwischen auf eigene Rechnung, und kommen spätestens alle 24h an die frische Luft, jedoch liegt das Silber tiefer im Berg als jemals zuvor, die Gänge sind eng, es ist staubig und heiß und die Arbeit extrem gefährlich.

Ob man es sehen oder erfahren will oder nicht, steht jedem frei, aber da wir schonmal vor Ort waren, wollten wir eine Tour in die Silberminen von Potosi erleben, wenn auch nur, um es eventuell im Nachhinein zu bereuen.

Minenleider
Minenkleider
Echtes reines SIlber
Echtes reines SIlber
Dynamit für 2 Euro
Dynamit für 2 Euro
96% Alkohol
96% Alkohol
Coca gegen die Höhe
Coca gegen die Höhe
Der Eingang
Der Eingang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem wir  in einem Hinterhof die nötige Ausrüstung bekamen, sprich Hosen, Jacken, Gummistiefel, Helm und Lampe, ging es weiter zu einem kleinen, unscheinbaren Kiosk. Dort erklärte uns der Besitzer, dass wir die Möglichkeit hätten, den Minenarbeiter Geschenke mit zubringen. Wie man ja bekanntlich weiß, ist der Dynamithandel in Bolivien legal und von demher war es auch kein Wunder, dass wir es prompt kauften (2 Stangen für 2 Euro). Ich hatte bisschen Schiss, als ich Leif damit in der Hand rumspazieren sah… und wer braucht schon Wasser wenn es 96% Alkohol gibt? Beim Probieren stiegen uns sogleich Tränen in die Augen, aber es desinfiziert definitiv die Staublungen. Voll gepackt mit tollen Sachen gings anschließend weiter in eine Baracke, wo uns unser Guide den Herstellungsprozess des Silbers erklärte. Sorry, ich habs nicht so gut verstanden, bitte bei Wikipedia nachlesen…

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Anschließend fuhren wir zur eigentlichen Mine. Kleine Baracken aus Lehm und ohne Fenster sind neben dem Eingang der Minen die Wohnhäuser der Arbeiter. Die ersten paar Meter in der Mine waren im Vergleich zu den späteren Wegen recht easy. Klar mussten wir gebückt laufen, da wir einfach zu groß sind, doch die Luft war noch einigermaßen erträglich. Doch das änderte sich bald. Staub, Hitze, Dunkelheit und das Gefühl, gefangen zu sein, übermannte uns. Kriechend und schwitzend durchquerten wir die Stollen hinunter bis in die 3. Etage. Die Temperatur übersteigt teilweise 40°C. Es ist stockdunkel, nur das Licht der Stirnlampen weisst einem dem Weg und schützt einem vor Abstürzen. Es war einfach unfassbar hart und zwischen kleine Panikattacken stellte ich mir immer wieder die Frage, warum ich mir das Ganze überhaupt antue. Wir waren inzwischen einen Kilometer tief im Berginneren und sind 3 Stockwerke und 150 Meter in die Tiefe gekrochen.Kaum zu glauben dass es insgesamt 17. Etagen gibt, in denen es teilweise noch enger, heißer, gefährlicher ist. Echt, nach diesem Erlebnis sollte man sich nie mehr über den eigenen Job beschweren, alles ist besser als das.

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Obwohl Feiertag war (Karneval), trafen wir noch einige Minenarbeiter mir ihren Söhnen. In der Regel fangen die Söhne mit 14 Jahren an in der Mine zu arbeiten und haben eine Lebenserwartung von 45-55 Jahren. Trotz des gesundheitlichem Risikos (100% Staublunge), sind 70% der Potosier Minenarbeiter, weil man in der Regel das Dreifache von anderen Jobs verdienen kann. (2000-5000Bs pro Monat entspricht ca. 300-500 €). In dieser Mine dürfen keine Frauen arbeiten, sie bringen Unglück. Dazu wird der Teufel angebetet in Form einer Statue mit Hörnern und einem riesigen Phallus, dem regelmäßig Opfergaben in Form von Alkohol, Coca-Blättern und Zigaretten gemacht werden. Dem Aberglauben nach muss der „tio“ zufriedengestellt werden, da er über die Sicherheit der Minen und die Menge des Silbers wacht.

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Kommentare

2 Antworten zu „Die Minen von Potosi, einer der haertesten Jobs der Welt“

  1. Avatar von mutti
    mutti

    tut mir leid-kriege schon beim lesen beklemmung-ihr seid verrückt.mama

  2. Avatar von Heidrun
    Heidrun

    hallo Tabea, hallo Leif- Hochachtung zum Mut solcher Grenzerfahrungen. Viele Schutzengel auf der weiteren Reise.Danke für die spannenden Berichte und wunderbaren Bilder.

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