Adams Peak: Im Regen, Wind, Nebel und Nachts

Delhouse, 12.7.-14.7.

Adams Peak, nur 5200 Stufen für den schönsten Sonnenaufgang aller Zeiten

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Der nächste Stopp sollte das kleine Dorf Dalhousie sein, welches man via Zug bis nach Hatton und von dort aus weiter mit dem Bus erreicht. In Hatton angekommen machte sich die Nebensaison bemerkbar. Kein Bus fährt ins nächste Dorf, ausschliesslich wild, teilweise gefährlich gestikulierende Tuk Tuk Fahrer, die uns überzeugen wollten, dass die 2,5h Weiterfahrt bei Dauerregen im Tuk Tuk am bequemsten sei. Zum Glück gab es einen GuestHouse Besitzer, der einen Van besaß und obendrein noch Zimmer in Dalhousie zur Verfügung hatte. Bloß weg von der wütenden Tuk Tuk Meute.
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Wir waren die einzigen Gäste und nach einem kleinen Spaziergang durch das Dorf stellte sich heraus, dass wir überhaupt die einzigen Besucher waren. Alle Läden verriegelt, die Gasthäuser stehen leer, Blutegel tümmeln sich in den Pfützen. Kein Wunder, Nebensaison ist Regensaison.

In der Hochsaison strömen schon seit über Jahrtausend Pilgerer zum Adams Peak, um früh morgens bei Kerzenschein den Gipfel zu erklimmen. Der gesamte Weg ist erleuchtet und von den vielen Teehäusern mit Musik beschallt. Spektakulär soll vor allem der Sonnenaufgang sein, mit einem Blick über ganz Sri Lanka. Dann zeigt sich in der Morgendämmerung das Hochland im Osten, während im Westen das Land zur Küste abfällt. Das Einzigartige ist, dass die Sonne bei ihrem Aufgang einen perfekten Schatten des Gipfels auf die tiefen Wolken und das Land in Richtung Küste wirft und sich jener Schattenkegel zum Berg zurück zieht je höher die Sonne steigt.
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Pilgerstätte ist der Berg aufgrund verschiedener Legenden. Uns wurde erzählt, dass der Berg unterschiedliche Bedeutungen hat: Adams Peak ist der Ort, an dem Adam nach seiner Vertreibung aus dem Paradies das erste Mal seinen Fuß auf die Erde setzte, Sri Pada bedeutet der „heilige Fussabdruck“ des Buddhas, welchen er auf den Weg ins Paradies hinterlies oder eben Samanalakande, der kitschigerweise der Schmetterlingsberg bedeutet. Wie dem auch sei, man muss 7km lang und ca. 5200 Stufen steigen, um den Gipfel zu erreichen.

Wir beschlossen schliesslich, nachts gegen 4Uhr aufzubrechen, falls es das Wetter mitspielt, in der Hoffnung, vielleicht doch noch einen Sonnenaufgang zu erleben. Mit Stirnlampe und Chipsproviant ausgerüstet machten wir uns skeptisch, aber bei trockneten Wetter auf den Weg. Der Optimismus verblasste, als nach 10min die ersten Regentropfen anfingen zu fallen und innerhalb von 5min man bis auf die Unterhose nass war. Gute Miene zum bösen Spiel: Es war dunkel, nass, kalt und stürmisch, man kannte den Weg nicht und man bestieg ausschliesslich, über 2,5 Stunden lang, glitschige Steinstufen. Nach kleinen Meckereien männlicher Seite (Wortlaut: „das ist das sinnloseste was ich je getan habe: ich gehe im Dunklem auf einen Berg, es regnet in Strömen, der Wind pfeift eiskalt, der Nebel lässt einen nur 10m sehen, überall sind Blutegel, und falls wir oben ankommen, ist der Tempel geschlossen, Sonnenaufgang verdeckt von Wolken und Nebel, und es gibt rein gar kein Grund zu dieser Zeit dort zu sein“), die aufgrund des lauten Regens und des mangelnden Atemvolumens schnell vorbei zu sein schien, erklommen wir stillschweigend den Gipfel. Naja, Gipfel ist wohl übertrieben. Als wir ankamen, fanden wir noch 6 weitere Touristen vor, die dieselbe wenig sinnvolle Idee hatten, bei Regen den Sonnenaufgang zu betrachten. Glücklicherweise versorgte uns ein Mönch mit heissem Tee und Kaffee. Weder Fussabdruck noch sterbende Schmetterlinge waren sichtbar, auch mussten wir auf den Sonnenaufgang verzichten. Die Gipfelglocke hallte dennoch schön vom Berg hinab. Auch gelobte das Wetter Besserung, als wir schon beinahe wieder unten im Dorf waren. Der Abstieg überraschte uns mit vorher noch nie gesehenen Brücken und Wasserfällen, ja angeblich sind wir sogar durch kleine Dörfer gelaufen, die wir nachts im Nebel nicht erkannt hatten.
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Viele Leuten erzählten uns, der Auf- und Abstieg sei mega anstrengend und man könne sich danach nicht mehr bewegen. Wir drei fühlten uns aber recht fit und empfanden es weitaus nicht so mühsam wie erwartet. Tja, dummerweise war es leichtsinnig, sich danach nicht zu dehnen. Noch viele Tage später spürten wir jeden Muskeln in den Waden, kleine Steigungen ließen uns das Gesicht mit Schmerz verzerren. Schnell fühlte man sich um ein paar Jahre gealtert… Trotzdem war die Zeit in Dalhousie in schöner Erinnerung. Den Nachmittag genossen wir auf unserer Terasse mit Blick auf den Fluss, welcher durch den wunderschönen Garten im Guest House führt. Auch die Sonne kam raus, nur leider ein paar Stunden zu spät…
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